Medienverbände fordern effektiven Schutz digitaler Inhalte

12.09.2002, 12 Uhr - Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.


Medienverbände fordern effektiven Schutz digitaler Inhalte
Gemeinsame Gutachten belegen Handlungsbedarf in Sachen Piraterie

(press1: iBOT) - Berlin, 12. September 2002
Der Deutsche Multimedia Verband e.V. (dmmv) und der Verband Privater Rundfunk und Telekommunikation e. V. (VPRT) stellen heute in Berlin zwei gemeinsame Gutachten zum Thema Datenpiraterie vor. Der technische Teil, erstellt von Prof. Dr. Andreas Pfitzmann (TU Dresden), bewertet dabei die vorhandenen Schutzmöglichkeiten und gelangt zu dem Schluss, dass technische Schutzmechanismen - isoliert betrachtet - auch mittelfristig nur rudimentär geeignet sind, digitale Güter wie Audio-, Video- und Softwareinhalte effektiv vor Piraterie zu schützen. Darauf basierend untersucht der juristische Teil von Prof. Dr. Ulrich Sieber (Ludwig-Maximilians-Universität München) die rechtlichen Rahmenbedingungen. Erste Schlussfolgerungen, die sich aus den Gutachten ergeben, sind u.a. eine umgehende, praxisgerechte Umsetzung der sog. Cybercrime Convention aus dem Jahr 2001 in deutsches Recht sowie die Anpassungen des derzeit vorliegenden Regierungsentwurfs zum Urheberrecht.

Im Anschluss an die im Rahmen der Veranstaltung vorgenommene erste Bewertung der Gutachten werden die Verbände zusammen mit den betroffenen Marktteilnehmern in Kürze ausführliche Vorschläge zur Ausarbeitung entsprechender gesetzlicher Bestimmungen sowie sonstiger Maßnahmen unterbreiten.

Die Mitglieder der auftraggebenden Verbände sind in ihrer Geschäftstätigkeit massiv vom Phänomen der Datenpiraterie beeinträchtigt. Auch 2002 hat die illegale Nutzung von digitalen Inhalten Schäden in Milliardenhöhe verursacht und damit existenzbedrohende Ausmaße für die Zukunft der Medien- und Internetwirtschaft angenommen. Es besteht die Gefahr, dass bestehende Auswertungsketten im Medienbereich (Kino - Video/DVD - Pay.TV - Free-TV) durch Pirateriehandlungen und die Verbreitung digitaler Video- und Festplattenrecorder unterbrochen und dadurch die Geschäftsmodelle der Anbieter auf den einzelnen Verwertungsebenen untergraben werden. Mit den beiden Gutachten wird nun erstmals eine solide Grundlage vorgelegt, aus der konkrete Anforderungen an alle Marktbeteiligten und den Gesetzgeber entwickelt werden können. So offenbart das technische Gutachten zahlreiche Möglichkeiten zur effektiven und nachhaltigen Verbesserung der vorhandenen Schutzmöglichkeiten, die jedoch nur mit Hilfe der Hardwareindustrie umgesetzt werden können.

"Mit Sorge beobachten wir die ungeschützten Zugriffe auf geistiges Eigentum und digitale Dienste der Informationswirtschaft", so Dr. Marcus Englert, Vize-Präsident des VPRT. "Die Schädigung der einschlägigen Industrien verletzt dabei mittel- und langfristig vor allem auch die Interessen von Verbrauchern und Konsumenten, die bei einem Rückgang der Investitionen zukünftig keine qualitativ hochwertigen Angebote mehr bekommen werden. Daher gilt es im Interesse aller, den Schutz digitaler Inhalte langfristig effektiv zu verbessern", so Englert abschließend.

"Mit der Bagatellisierung von Piraterievergehen muss endlich Schluss sein. Wer die Medien-, Software- und Internetwirtschaft und die damit verbundenen Arbeitsplätze langfristig sichern und ausbauen will, muss ein klares Bekenntnis zum Schutz der Existenzgrundlagen abgeben", appelliert Alexander Felsenberg, Vizepräsident und Geschäftsführer des dmmv, an den Gesetzgeber.

Eine erfolgreiche Eindämmung der kontinuierlich steigenden Schäden, die durch digitale Piraterie verursacht werden, kann nach Auffassung der beiden Verbände nur durch ein Zusammenwirken aller Beteiligten erreicht werden. Gesetzgeber, Urheber, sonstige Rechteinhaber, Gerätehersteller und Nutzer sind gleichermaßen aufgefordert, ihren Beitrag zur Beseitigung vorhandener Regelungslücken zu leisten. Nur so können die Existenzgrundlagen zahlreicher Unternehmen dauerhaft gesichert und so letztlich die Investitionsbereitschaft der Unternehmen und die Attraktivität des Standorts Deutschland gesteigert werden.

Für Rückfragen:
Christoph Huneke, Tel.: 0211-600456 26, Mobil 0177-8528616, Email: huneke@dmmv.de  
Stefan Kühler, Tel.: 030-39880 101, Mobil 0172-2525195, Email: kuehler@vprt.de