Diabetes-World.Net: Forscher entdecken "Typ-3-Diabetes"
17.03.2005, 13 Uhr - www.diabetes-world.net
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Alzheimer durch Insulinmangel im Gehirn?
Insulin wird auch im Gehirn produziert - Insulinmangel im Zentralnervensystem von Demenzkranken nachgewiesen - Alzheimer eine Folge von "Typ-3-Diabetes"? - Keine Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel
(Providence, Rhode Island, USA, 7.3.2005) Forscher des Rhode Island Hospitals und der Brown Medical School haben herausgefunden, dass Insulin und Insulin-verwandte Proteine auch im Gehirn produziert werden. Ein krankhafter Insulinmangel in bestimmten Gehirnregionen ist offenbar für die Degeneration von Nervenzellen verantwortlich - und liefert damit einen Beitrag zur Entstehung der Alzheimer-Krankheit.
Die Studie wurde von der Neuropathologin Suzanne de la Monte und ihren Mitarbeitern in der März-Ausgabe des Journal of Alzheimer's Disease vorgestellt.
Die Wissenschaftler konnten in Versuchen mit Nagetieren zeigen, dass Insulin und seine verwandten Proteine, die Wachstumsfaktoren IGF("insulin-like growth factor", d. Red.) -I und -II sowie zugehörige Rezeptoren, in verschiedenen Gehirnregionen produziert werden. Darüber hinaus belegten sie, dass eine unzureichende Insulinproduktion im Gehirn eine Degeneration von Nervenzellen zur Folge hat, welche das frühe Stadium des Alzheimer-Leidens kennzeichnet.
Die Forscher untersuchten auch Gewebeschnitte von Gehirnen verstorbener Alzheimer-Patienten und entdeckten, dass Insulin und IGF-I im Hippocampus, dem Sitz des Gedächtnisses, in signifikant verminderter Menge hergestellt wurden. Gleiches fanden sie im frontalen Cortex und im Hypothalamus. In diesen Schlüsselregionen des Gehirns, die stets im Verlaufe der Alzheimer-Erkrankung betroffen sind, waren Nervenzellen in Folge des Insulinmangels abgestorben. Im Gegensatz hierzu fand man im Kleinhirn, welches bei Alzheimer nicht berührt ist, keinen Rückgang der Produktion von Insulin und IGF-I.
Nachdem bereits seit längerem bekannt ist, dass Diabetiker ein erhöhtes Alzheimerrisiko tragen, liefert die vorliegende Studie den ersten Beweis, dass es eine Verbindung zwischen Diabetes und dem neurodegenerativen Leiden gibt.
Laut de la Monte entsprechen die jetzt nachgewiesenen Krankheitsbilder jedoch nicht dem von Typ-1- oder Typ-2-Diabetes. Vielmehr handle es sich um einen anderen und komplexeren Krankheitsvorgang, der seinen Ursprung im zentralen Nervensystem habe.
Um die Erkrankung gegen den Diabetes mellitus eindeutig abzugrenzen, sprechen die amerikanischen Wissenschaftler daher von einem "Typ-3-Diabetes". Dieser betrifft allein das Zentralnervensystem und hat keine Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel.
Es sei unbedingt erforderlich, so die Forscherin de la Monte und ihr Kollege Jack Wands vom Rhode Island Hospital, dass bei vergleichenden Studien auf dem Gebiet der Demenzerkrankungen in Zukunft stärker auf den möglichen Zusammenhang mit der Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus eingegangen werde.
De la Monte hofft, dass die Alzheimer-Erkrankung auf Grund dieser neuen Erkenntnisse gezielter behandelt werden könne. "Wir gehen davon aus, dass therapeutische Wirkstoffe entwickelt werden müssen, die gezielt die Aktivitäten von Insulin im Gehirn beeinflussen."
Quellen:Pressemitteilung des Rhode Island Hospitals, Providence, USA
Monschein M., Typ 3 Diabetes hat keine Auswirkungen auf Blutzucker, Pressetext Austria vom 08.03.2005
Steen E, Terry BM, Rivera EJ, Cannon JL, Neely TR, Tavares R, Xu XJ, Wands JR, de la Monte SM, Impaired insulin and insulin-like growth factor expression and signaling mechanisms in Alzheimer's disease---is this type 3 diabetes?Journal Of Alzheimer's Disease, Vol. 7, März 2005
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