diabetes-world.net: Interview mit Ingrid Pfaff, Vorsitzende der Stiftung Dianiño

21.04.2005, 10 Uhr - www.diabetes-world.net


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Von Redaktion diabetes-world.net
diabetes-world: Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie mit dem Diabetes?
Ingrid Pfaff: Der Diabetes forderte tagtäglich meinen Sohn und mich extrem - ab und zu überforderte er uns fast. Es war eine täglich Gradwanderung zwischen den permanenten Sorgen, wie z.B. "genug gegessen, genug gespritzt?", den kleinen Machtkämpfen, wenn der Diabetes als "Druckmittel" des Kindes eingesetzt wurde, der Angst ihn zu überhüten und zu sehr zu verwöhnen. Konkrete Probleme gab es durch die "Uneinsichtigkeit" der Lehrer, wenn Prüfungsangst und der dadurch entstandene Unter- oder Überzucker ignoriert wurde. Wenn Sportkameraden aus Spaß in der Fußballturnierpause die notwendigen BEs versteckten (nicht aus Mutwilligkeit); in der Pubertät, wenn er durch die Spritzen fälschlicherweise mit einem "Junkie" verwechselt wurde, wenn eine "normale Grippe" zu außergewöhnlich langwierigen Behandlungen mit den schwierigsten Nebenerscheinungen wurde. Der persönliche Alltag wurde dann zum Problem, wenn Situationen entstanden, die zu Krisen im Mutter-Kind-Verhältnis führten...

diabetes-world: Welche Motivation führte zu diesem Entschluss die Stiftung Dianiño ins Leben zu rufen?? Gab es konkrete Erlebnisse, Erfahrungen oder Enttäuschungen, die Sie dazu brachten?
Ingrid Pfaff: In den vielen Jahren meiner ehrenamtlichen Arbeit im Bereich Kinderdiabetes hatte ich mit vielen betroffenen Eltern Kontakt, die außer dem Problem des Diabetes beim eigenen Kind noch mit vielen anderen Schwierigkeiten - direkt, indirekt oder oft auch gar nicht bezüglich des Diabetes - kämpften. Nicht selten erfolglos, da sie kraftlos waren.
Durch meinen direkten, persönlichen jahrelangen Kontakt zu Elterngruppen, zuckerkranken Kindern und den Gesprächen mit betreuenden Ärzten, Psychologen, Diabetes-Teams sowie dem Bewusstsein der Hilflosigkeit, Ratlosigkeit, ja oft Verzweiflung der betroffenen Eltern, stärkten meinen Willen, eine Institution zu schaffen, die Unterstützung anbietet, direkt und schnellstmöglich.

diabetes-world: Welche Personen oder Gruppen waren an der Gründung beteiligt?
Ingrid Pfaff: An der Umsetzung und Realisierung des Stiftungsgedanken waren maßgeblich Herr Dipl.-Kinderpsychologe Béla Bartus aus dem "Olgäle" beteiligt. Er half mir, die Zielsetzung der Stiftung koordiniert und konkret auf den Weg zu bringen. Sowie Herr Prof. Dr. Holl, der die medizinische Federführung von Anfang an übernahm und Experten als ehrenamtliche Mitarbeiter gewann.

diabetes-world: Wann wurde die Stiftung gegründet? Erfuhren Sie dabei ausreichend Unterstützung durch Organisationen und/oder Behörden?
Ingrid Pfaff: Die Stiftung wurde im November 2004 gegründet und erhielt im Rahmen der Gründungsveranstaltung am 08. April 2005 in Ludwigsburg die Gründungs-Urkunde. Die Unterstützung durch andere Organisation war nicht in vollem Maße gegeben, aber es wurde uns z.B. durch das Diabetes-Journal - dem dankenswerten Engagement des Kirchheim-Verlages - kostenlose Hilfe im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit zuteil.

diabetes-world: Wie wollen Sie die genannten Ziele um- bzw. durchsetzen?
Welche der in der Broschüre genannten Ziele konnten bereits realisiert bzw. in Angriff genommen werden? Haben Sie bereits Fürsprecher aus der Politik oder der Privatwirtschaft?
Ingrid Pfaff: Durch die ehrenamtliche Mithilfe von Experten aus der Diabetologie (mittlerweile ein Team aus über 30 Personen, täglich werden es mehr) können unsere ersten beiden Projekte nach konkreter Planung in Angriff genommen werden. Dabei handelt es sich um
a) eine Telefonhotline und
b) eine so genannte "Diabetes-Nanny".
Beides Projekte von großer Notwendigkeit und Möglichkeit, unbürokratisch, direkte Hilfe in Notsituationen zu geben.
Anerkennungsschreiben aus den verschiedensten Bereichen der Politik, wie z.B. von Ministerpräsident BW Erwin Teufel, Bundesministerin Renate Schmidt, Sozialministerin BW Tanja Gönner, Staatsminister Bayern Dr. Schnappau und dem Anerkennungsbrief des Bundespräsidenten Horst Köhler sind die ersten, sehr erfreulichen Reaktionen auf die neu gegründete Stiftung Dianiño - Kindern mit Diabetes eine Zukunft.

diabetes-world: Wie gelang es Ihnen, die renommierten Mitglieder des Kuratoriums für deren Mitwirkung zu gewinnen? Wie finanziert sich die Stiftung? In Ihrer Pressemitteilung war zu lesen, dass Sie vom Marktführer für Blutzuckermessgeräte und Insulinpumpen - von Roche Diagnostics, mit der Marke Accu-Chek - unterstützt werden. Gibt es noch weitere Sponsoren?
Ingrid Pfaff: Die persönliche Kontaktaufnahme und durch erste intensive Informationsgespräche wurde uns eine große Aufmerksamkeit der Diabetes-Teams zuteil. Da die Zielsetzung der Stiftung sehr den Wünschen der Teams nach Anlaufstellen für ihre Patienten nahe kommt, haben sich viele Experten bereit erklärt , außerhalb ihrer normalen Dienstzeit ihren Beitrag für eine Verbesserung der Situation zu leisten.
Die Stiftung ist auf Spenden angewiesen, die ihr die Arbeit ermöglichen. Wir sind in Kontakt mit anderen engagierten Unternehmen, die die Möglichkeit in Betracht ziehen, die Betreuung einzelner Projekte finanziell zu übernehmen.

diabetes-world: Wie sehen die nächsten Schritte aus? Wie reagieren Kindergärten, Schulen und Betriebe auf Ihre Arbeit? Erfahren Sie in diesen Bereichen ausreichend Akzeptanz und Toleranz?
Ingrid Pfaff: Da ich meine Aufgabe in der Stiftung als das Ziel eines langen, oft nicht einfachen, aber wichtigen, notwendigen Weges sehe, bin ich glücklich und zutiefst dankbar, diese Arbeit von nun an mit vollem Engagement für das Wohle unserer zuckerkranken Kinder machen zu dürfen.
Kindergärten, Schulen usw. werden in einem nächsten Schritt von unserer Arbeit unterrichtet und ich bin mir deren Unterstützung sicher, da eine Zusammenarbeit für beide Seiten großen Nutzen bedeutet.

diabetes-world: Welches Feedback haben Sie bereits von anderen betroffenen Eltern erhalten?
Ingrid Pfaff: Die Resonanz bei den betroffenen Eltern ist unwahrscheinlich groß. Täglich erreichen mich bereits mehrere Mails und telefonische "Hilferufe", die ich, dank der jetzt schon hervorragend funktionierenden Team-Zusammenarbeit, an die entsprechenden ehrenamtlichen Mitarbeiter weiterleiten kann.
Immer wieder wird mir im Gespräch, ob von Eltern, Betreuern oder von Ärzten gesagt, wie sehr eine Anlaufstelle dieser Art fehlte, wie dringend nötig sie ist wie sehr man hofft, dass die Stiftung Dianiño ganz schnell sehr vielen Kindern und deren Eltern unterstützend helfen kann.

Frau Pfaff, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen für Dianiño viel Erfolg!


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