diabetes-world.net: Untergewicht - Was nun?

25.05.2005, 17 Uhr - www.diabetes-world.net


News von http://www.diabetes-world.net  
Von Redaktion diabetes-world.net
(press1) - 25. Mai 2005 - Untergewicht bei Diabetikern ist eher die Ausnahme - betroffen sind meist Typ 1-Diabetiker, da es eines der Symptome beim Typ 1-Diabetes sein kann. Infolge des Insulinmangels ist der Gewichtsverlust auf die eingeschränkte Nährstoffaufnahme und -verwertung zurückzuführen. Tritt jedoch ein unerklärlicher Gewichtsverlust in Zusammenhang mit einem bereits behandelten Diabetes auf, könnte auch eine Sprue bzw. Zöliakie dahinter stecken. Lesen Sie hier, warum man die Ursachen für Untergewicht besser abklären lassen sollte - und: Wie man gesund zunimmt.

Untergewicht bei Diabetes: Wie es entsteht und wer betroffen ist.
Während Typ 2-Diabetiker im Allgemeinen eher mit zu vielen Pfunden zu kämpfen haben, tritt Untergewicht im Zusammenhang mit Typ 1-Diabetes relativ häufig auf.

Die Ursachen hierfür können sein:

  • Ein erhöhter Abbaustoffwechsel als Folge eines erhöhten Bedarfs an Nährstoffen.
  • Eine Gewichtsabnahme durch Wasserverlust und Fettabbau zur Energiegewinnung.
  • Mangelernährung - nicht zu verwechseln mit Unterernährung! - durch Begleiterkrankungen wie Zöliakie/Sprue (Ursache dieser Erkrankung ist eine Schädigung der Dünndarmschleimhaut als Folge einer Überempfindlichkeit gegen Gluten. Gluten ist ein Eiweiß der Getreidearten Weizen, Roggen, Hafer, Dinkel und Gerste.) Die Folge ist eine Beeinträchtigung der Nährstoffaufnahme aus der Nahrung. Diese Tatsache führt zu einer Beeinträchtigung der Nahrungsausnutzung und damit auch der Kohlenhydrate. Daher kommt es bei Diabetikern, die gleichzeitig an Zöliakie leiden, häufig zu Hypoglykämien (Unterzuckerungen). Die Insulindosis muss trotz gleich bleibender Kohlenhydratmenge entsprechend angepasst werden. Mit einer streng glutenfreien Diät und der Regeneration der Dünndarmschleimhaut erhöht sich der Insulinbedarf wieder, so dass es ggf. wieder zu einer deutlich stabileren Stoffwechseleinstellung kommen kann.


Diabetes und Zöliakie
Während weniger als 0,5 % der Normalbevölkerung von Zöliakie/Sprue betroffen ist, ist diese Zahl bei Typ 1-Diabetikern bedeutend höher: Laut der Deutschen Zöliakie Gesellschaft e.V. haben ca. 5-7 % aller Typ 1-Diabetiker auch Zöliakie.
Bei der Kombination von Typ 1-Diabetes und Zöliakie tritt der Diabetes meist zuerst auf. Aufgrund der oft recht deutlich auftretenden Krankheitsanzeichen und durch Blutzuckermessungen kann die Diagnose Diabetes relativ einfach gestellt werden. Dagegen verursacht eine hinzukommende Zöliakie bei diesen Diabetikern meist nur milde Symptome und wird deswegen oft nicht oder erst spät erkannt.
Die Diabetes-Therapie für Typ 1-Diabetiker, die zusätzlich auch noch eine Zöliakie haben, ist die gleiche wie bei jenen, die keine Glutenunverträglichkeit aufweisen: als Ziel werden normale Blutzuckerwerte angestrebt, um Folgeerkrankungen zu vermeiden.
Auf der Homepage der Deutschen Zöliakie Gesellschaft e.V. (DZG) http://www.dzg-online.de/ finden Sie ausführliche Informationen über Zöliakie bzw. Sprue.
Bei der DZG-Geschäftsstelle können Sie zudem eine Broschüre zum Thema "Zöliakie in Verbindung mit Diabetes mellitus" anfordern.

Auch auf diabetes-world finden Sie weitere informative Beiträge rund um das Thema Zöliakie (http://www.diabetes-world.net/de/33893   ).


Liegt mein Körpergewicht im grünen Bereich?
Wo Normalgewicht aufhört und Untergewicht anfängt, kann man nicht genau definieren, da viele individuelle biologische Parameter berücksichtigt werden müssen. Zur Beurteilung des Körpergewichtes gebraucht man heutzutage den so genannten Body Mass Index (BMI) (http://www.diabetes-world.net/de/55123   ). Gemäß der zugrunde liegenden Klassifikation spricht man bei einem Wert von 19 kg/m2 bzw. darunter, von Untergewicht.
Ob Sie mit Ihrem Gewicht im gesunden Bereich liegen, können Sie mit Hilfe unseres BMI-Rechners (http://www.diabetes-world.net/26494/rechner/bmi-test   ) herausfinden. Wenn Sie untergewichtig sind, sollten Sie sich an Ihre Diabetes-Schwerpunktpraxis wenden und sich hinsichtlich eines gezielten Ernährungsplans von einer Ernährungsfachkraft beraten lassen.


"Hilfe, ich bin zu dünn! Soll ich Chips und Schokolade futtern?"
Kartoffelchips und Schokoriegel sollten die Ausnahme auf dem Speiseplan bleiben, denn eine gesunde abwechslungsreiche vollwertige Mischkost mit vielen Vitaminen und Mineralstoffen ist für Untergewichtige genauso wichtig und richtig wie für alle anderen Menschen. Genießen Sie deshalb lieber einen Müsliriegel oder eine Fruchtschnitte als Pausensnack!

  • Da der tägliche Energiebedarf (rein rechnerisch) erhöht ist (ca. 2500 - 3000 kcal), sollten untergewichtige Menschen auf eine hochkalorische, d.h. kalorienreiche Ernährung achten.
  • der Energiebedarf dabei überwiegend aufgrund der Verzehrsmengenproblematik über Fette und Kohlenhydrate gedeckt werden muss, kann die tägliche Fettzufuhr bis zu 40 % der Tagesenergiemenge ausmachen. Dies entspricht etwa 90-95 g Fett pro Tag.
    Dennoch sind pflanzliche Fette wegen ihres hohen Anteils ungesättigter Fettsäuren zu bevorzugen. Hier sind besonders Soja-, Maiskeim-, Raps- oder Olivenöl zu nennen.
  • Damit die hohe Energiemenge auch verzehrt werden kann, empfiehlt es sich, diese über den Tag zu verteilen - am Besten in fünf bis acht Mahlzeiten.


Praktische Tipps:
Ernährungstipps bei Untergewicht und Appetitlosigkeit
  • Eine vollwertige Ernährung stellt die Grundlage für eine gesunde Gewichtszunahme dar. Bevorzugen Sie Lebensmittel, die reich an Vitaminen, Mineralstoffen, Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen sind. Hierzu zählen z.B. frisches Obst und Gemüse, Vollkornprodukte, Milch und Milchprodukte.
  • Achten Sie bei der Zubereitung von Gemüsegerichten auf schonendes Garen. Hierdurch können der Nährwert und der Geschmack der Speisen erhalten bleiben.
  • Neben der vollwertigen Ernährung sollten energiereiche Lebensmittel und Speisen ausgewählt werden.
    Beispiele: überbackenes Baguette, frischer Salat mit gebackenem Camembert
  • Das Schmökern in Rezeptbüchern, das Einbeziehen in die Lebensmittelauswahl beim Einkauf sowie die gemeinsame Speisenzubereitung kann inspirieren und den Appetit anregen.
  • Bringen Sie immer wieder neue Geschmackrichtungen auf den Tisch, in dem Sie z. B. den Brotbelag des Öfteren variieren.
  • Suppen, Soßen, Getränke und Milchspeisen können angereichert werden.
    Hierzu eignen sich z.B.:
    • Sahne
    • Butter
    • Margarine
    • Ei
    • Schmelzflocken
    • Soja Instantpulver (Bezugsmöglichkeit: Reformhäuser)
      Verfeinern Sie z. B. die Gemüsespeisen mit etwas Butter.
  • Milchprodukte, wie z.B. Buttermilch oder Quark können z.B. mit Schokoflocken oder Müsli angereichert werden
  • Zum Süßen sollte neben Haushaltszucker vorwiegend Dextropur und Maltodextrin 19 verwendet werden
    • Maltodextrin 19 eignet sich zum Einrühren in kalte und heiße Getränke, Breie, Süßspeisen, Suppen, Gemüsegerichte
      Bezugsmöglichkeiten: Apotheken, Drogerien, Reformhäuser
    • Dextropur (tägl. bis zu 50 g in 3-4 Einzelgaben) eignet sich zum Einrühren in Getränke, Breie, Süßspeisen u. ä.
      Bezugsmöglichkeiten: Apotheken, Drogerien, Reformhäuser, Lebensmittelgeschäfte
  • Planen Sie 5 bis 8 kleine Mahlzeiten pro Tag ein
  • Wählen Sie farbenfrohe Gerichte (z. B. durch das Einbinden von vielfältigen Gemüse- oder Obstbeilagen) und richten Sie die Speisen appetitlich an
  • Die Flüssigkeitszufuhr sollte zwischen den Mahlzeiten erfolgen, damit der Magen nicht zu schnell gefüllt wird.
    Bevorzugen Sie kohlensäurefreie/-arme Getränke.
  • Achten Sie auf einen ausreichenden Lebensmittelvorrat (auch Tiefkühlkost)und halten sie immer Snacks für zwischendurch bereit (z.B. Nüsse oder Trockenfrüchte)
  • Kochen Sie ihre Lieblingsspeise auf Vorrat und frieren sie die Speise ein.
  • Verwenden Sie frische Kräuter und Gewürze bei der Speisenzubereitung. Diese wirken appetitanregend und geben den Speisen einen intensiven Geschmack Kräutertees mit appetitanregender Wirkung sind in der Apotheke erhältlich
  • Gestalten Sie sich einen angenehmen Essplatz (Servietten, Kerzen, schönes Gedeck etc.)
  • Essen Sie in ruhiger und angenehmer Atmosphäre

Die Anreicherung der Kost mit fettreichen Zutaten (z. B. Sahne, Butter etc.) sollte erst nach Zubereitung der Speisen für alle anderen Familienmitglieder erfolgen, da ansonsten der Kaloriengehalt zu hoch wäre!!!!


Bon Appétit !

Übrigens: Jede Menge einfach umzusetzende Tipps für eine gesunde und vollwertige Ernährung finden Sie auch auf diabetes-world (http://www.diabetes-world.net/de/54719   ).


Tipps zum Weiterlesen:
(1) Sven David Müller und Klaudia Pütz: Gesund zunehmen. Knaur Verlag 2003, ISBN: 3426668149

(2) Auf der Internetseite der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik e.V. können Sie die Broschüre "Zunehmen leicht gemacht" gegen eine Gebühr von 1,50 € herunterladen oder ein Exemplar per Post anfordern.

(3) Auf der Homepage der Deutschen Zöliakie Gesellschaft e.V. finden Sie ausführliche Informationen über Zöliakie bzw. Sprue.
Bei der DZG-Geschäftsstelle können Sie auch eine Broschüre zum Thema "Zöliakie in Verbindung mit Diabetes mellitus" anfordern.

Quellen:(1) Deutsches Ernährungsberatungs- und informationsnetz (DEBInet)
(2) Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik e.V.
(3) Deutsche Zöliakie Gesellschaft e.V.


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