diabetes-world.net: Insulinpumpen
20.06.2005, 10 Uhr - www.diabetes-world.net
(press1) - News von http://www.diabetes-world.net
Von Dr. Andreas Thomas
In Deutschland gibt es derzeit rund 40.000 Diabetiker, die sich das Insulin mit Hilfe einer Insulinpumpe dosieren. Entsprechend früher durchgeführten Befragungen sind 93 % dieser Klientel Menschen mit Typ 1-Diabetes (1). Folglich ist der Anteil an Insulinpumpenträgern unter den Typ 1-Diabetikern mit ca. 12 % nach wie vor recht gering.
Die Insulinpumpen-Therapie weckte in den 80er Jahren das Interesse vieler Medizintechnikfirmen. Als jedoch die Zahl der Insulinpumpenpatienten bei wenigen Tausend stagnierte, zogen sich die meisten Hersteller zurück. Auf dem Markt verblieben nur die Insulinpumpen der Firmen Disetronic (heute Roche), MiniMed und Sartorius (fusionierte später mit Disetronic) und sorgten damit für das Fortbestehen dieser wichtigen therapeutischen Option. Die Insulinpumpe H-TRON (später H-TRONplus) von Disetronic stellte durch die Möglichkeit der subtilen Basalratenprogrammierung bis zum Ende der 90iger Jahre den Goldstandard dar, dem sich MiniMed mit der MM 507 und 507C anschloss.
Seit zwei bis drei Jahren hat sich die Zahl der auf dem deutschen Markt verfügbaren Insulinpumpenmodelle nun wieder erhöht. Dadurch haben die Patienten eine größere Auswahl. Es stellt sich aber auch die Frage, welche Fortschritte die neue Gerätevielfalt für die Insulinpumpentherapie bringt.
Die prinzipiellen technischen Unterschiede vergangener und gegenwärtiger Insulinpumpen zeigen die folgenden Listen.
Standard 1995:
- variabel programmierbare Basalrate (24 Basalratenstufen /Tag)
- zeitweise Änderung der Basalrate (ohne diese neu zu programmieren)
- einfache und unauffällige Abgabe des Insulinbolus zum Essen und zur Korrektur
Standard 2005:Zusätzlich zu 1995 sind dazugekommen:
- Features: beleuchtetes Display, große Anzeige, Vibrationsalarme, Fernbedienung (nur MM), verschiedene Benutzermenüs (nur Accu-Chek Spirit) u.a.m.
- mehrere Basalratenprofile
- verschiedene Optionen bei der Bolusabgabe
- Verbindung mit Blutzuckermessung
- Bolusmanager
Der wichtigste "Schatz" der Insulinpumpen-Therapie ist nach wie vor die variabel programmierbare Basalrate, welche die Anpassung der Insulindosierung an den individuellen Insulinbedarf des Diabetikers ermöglicht. Sie führt bei den meisten Insulinpumpenträgern zu einer verbesserten Blutzuckereinstellung (2,3).
Welche Möglichkeiten bieten nun die neuen Insulinpumpenmodelle für den besseren Umgang mit der Therapie im Alltag?
Einerseits gehören dazu bewährte Dinge in der Handhabung wie die Verwendung vorgefüllter Insulinampullen, ein Vorteil, den allerdings nur die Accu-Chek® Spirit und die Accu-Chek® D-TRONplus besitzen. Andererseits haben die modernen Insulinpumpen beleuchtete Displays, einstellbare Signal- und Alarmtöne, Vibrationsalarme u.a.m. In Bezug auf die Verbesserung der Therapie erwiesen sich von den in der Tabelle dargestellten neuen Möglichkeiten bisher allerdings nur die verschiedenen Optionen bei der Bolusabgabe als relevant (4). Diese ermöglichen die optimale Insulinanpassung bei Mahlzeiten mit unterschiedlichem glykämischen Index (Bsp.: Pizza und Cola). Gleiches kann durch die Anwendung des Bolusmanagers erwartet werden, ist aber noch durch Studienergebnisse zu belegen. Diese Option erlaubt die Anpassung der Insulindosierung an aktuell gemessene Blutzuckerwerte, die entweder separat eingegeben werden können oder die wie bei der "Paradigm" und der "CozmoTM" durch die Verbindung mit einem Blutzuckermesssystem auf das Display dargestellt werden. Insofern sind Fortschritte gegeben, auch wenn sie die Insulinpumpentherapie dadurch nicht automatisch revolutionieren.
Die neuen Möglichkeiten bergen aber auch die Gefahr in sich, dass die Insulinpumpen in ihrer Bedienung immer komplizierter werden. Das kann zur Folge haben, dass Patienten zu Beginn der Insulinpumpen-Therapie mit der technischen Handhabung überfordert sind. Gleiches ist denkbar bei medizinischem Personal, das sich nicht schwerpunktmäßig mit der Schulung und Einstellung auf Insulinpumpen beschäftigt. Es erscheint notwendig, verschiedene, an den Kenntnisstand des Bedieners angepasste Bedienungsebenen einzuführen, so dass sowohl der Anfänger, als auch der erfahrene Insulinpumpenpatient umfassend profitieren. Dieses Prinzip hat bisher nur die Accu-Chek® Spirit realisiert.
Für den "pumpeninteressierten", aber noch eine Spritzentherapie durchführenden Diabetiker macht die Vielzahl der Insulinpumpenmodelle die Auswahl sicher nicht leichter. Er wird sich häufig an äußeren Merkmalen orientieren. Der therapeutische Haupteffekt besteht weiterhin in der individuell angepassten Basalrate und in den verschiedenen Optionen der Bolusabgabe.
Literatur:
- 1. Liebl A, Renner R, Hepp KD, Krinelke L: Long-term results of insulin pump therapy (CSII) in Germany.
Exp Clin Endocrinol Diabetes 2000; 108 Suppl 1:S31
- 2. Pickup J, Mattock M, Kerry S: Glycaemic control with continuous subcutaneous insulin infusion compared with intensive insulin injections in patients with type 1 diabetes: meta-analysis of randomised controlled trials.
BMJ Volume 324 (2002), 1-6
- 3. Weissberg-Benchell J, Antisdel-Lomaglio J, Seshadri R: Insulin Pump Therapy: A meta-analysis.
Diabetes Care, Volume 26 (4) (2003), 1079-1087
- 4. Lee MS, Cao M, Sajid A, Haynes M, Choi L, DeLeon R, Rother C:The Dual-Wave Bolus Feature in CSII Controls Prolonged Post-Prandial Hyperglycemia Better Than Standard Bolus in Type 1.
Diabetes Diabetes 52 Suppl.1 (2003), A438
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