Zertifikat für barrierefreie Internetseiten ist nicht praxistauglich
03.02.2005, 16 Uhr - Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.
(press1) - BVDW bietet konkrete Praxishilfen als Alternative zu staatlich subventionierten Regelwerken
Das vom Aktionsbündnis für barrierefreie Informationstechnik (AbI) und der Zertifizierungsstelle DIN CERTCO in Aussicht gestellte Zertifizierungsprogramm stößt beim Arbeitskreis Barrierefreies Internet des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. auf heftige Kritik. "Wir verstehen Barrierefreiheit als einen Prozess und nicht als einen überprüfbaren Zustand. Die kurzen Innovationszyklen der Internetbranche sind mit einer Zertifizierung prinzipiell unvereinbar", so Arbeitskreisleiter Benno Klaas (denkwerk). Ähnlich sieht es Daniel Vorhauer (hexerei software), ebenfalls Arbeitskreisleiter: "Es macht nur wenig Sinn, mit Hilfe eines Zertifikats einen barrierefreien Zustand zu attestieren, der auf dem technologischen Stand von vorgestern ist." Vor diesem Hintergrund würden die Teilnehmer des Arbeitskreises vor allem an konkreten praktischen Hilfen arbeiten, die den Agenturen bei der Erstellung von barrierefreien Angeboten als Leitfaden dienen.
Düsseldorf, 3. Februar 2005
Das Aktionsbündnis für barrierefreie Informationstechnik (AbI) und die Zertifizierungsstelle DIN CERTCO Gesellschaft zur Konformitätsbewertung mbH haben vereinbart bis Mitte 2005 gemeinsam ein Zertifizierungsprogramm und ein Prüfverfahren zur Zertifizierung von barrierefreien Websites zu entwickeln. Laut AbI reagiere man damit auf die Forderung von Interessenverbänden der Behinderten, sowie von öffentlichen und privaten Anbietern von Websites nach einem Zertifikat als Qualitätsnachweis. Nach Ansicht des BVDW-Arbeitskreises "Barrierefreies Internet" würde damit jedoch das gesamte Thema Barrierefreiheit mit der umstrittenent BITV (Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung) gleichgesetzt. "Damit würden die Standards auf dem technologischen Niveau von 1997 eingefroren. Jede nur halbwegs innovative und dynamische Webseite speist sich jedoch heute aus unterschiedlichen Quellen, die von den Betreibern zumindest nicht kontinuierlich kontrolliert werden können", kommentiert Andreas K. Bittner, einer der Gründer des Arbeitskreises, das aktuelle Vorhaben. So sind neuere technologische Standards bisher komplett unberücksichtigt, etwa PDF-Formate, Flash-Programmierungen, RSS-Technologien oder JavaScript.
Für die Agenturen, Auftraggeber und die Privatwirtschaft erarbeitet der Arbeitskreis derzeit einen umfassenden Leitfaden. "Dadurch wollen wir den Kunden Sicherheit geben im Hinblick auf die angebotenen Leistungen. Gleichzeitig geben wir den Agenturen praxisorientierte Standards an die Hand und liefern verlässliche Hilfestellung hinsichtlich der interpretationswürdigen Aspekte der BITV", bietet Benno Klaas Einblick in die aktuellen Arbeitsschwerpunkte des BVDW-Gremiums. Zweifellos hat die BITV nach Ansicht des Arbeitskreises für den Abbau von Barrieren Einiges erreicht, dennoch würden weitere Gruppen bei einem Zertifikat auf BITV-Basis unberücksichtigt bleiben - so etwa Gehörlose, Legastheniker, Analphabeten, bildungsferne Milieus, geistig Behinderte oder Senioren.
"Vor diesem Hintergrund ist es kaum vorstellbar, dass Kunden Geld in ein faktisch aussageloses Zertifikat investieren werden. Guten Gewissens ist das jedenfalls nicht zu empfehlen", so Andreas K. Bittner weiter. Daher sei es wichtig auf allen Seiten die barrierefreie Gestaltung als einen kontinuierlichen Prozess zu begreifen, der nicht durch Zertifikate zu dokumentieren ist. Ebenso sei es im Übrigen wichtig, das Thema Barrierefreiheit und Accessibility auch auf Seiten der Hardware-Anbieter und Access-Provider zu erkennen.
Kontakt:
hexerei software creations
Daniel Vorhauer, Leiter AK "Barrierefreies Internet" im BVDW
Tel.: 0211 38 50 -530, Fax: -531
mailto:daniel@hexerei-software.de
Presse:
BVDW
Christoph Salzig, Pressesprecher
Tel.: 0211 60 04 56 -26, Fax: -33
mailto:presse@bvdw.org
Die Pressemitteilung zum Download finden Sie unter:
> http://www.bvdw.org/ww/de/7_pub/aktuelles/pressemitteilungen.cfm
Wir über uns:
Mit Beschluss der zwölften Mitgliederversammlung heißt der Deutsche Multimedia Verband (dmmv) e.V. künftig Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. Der BVDW ist Europas mitgliederstärkste Interessen- und Berufsvertretung der Digitalen Wirtschaft mit mehr als 940.000 Beschäftigten. Die rund 1.000 Mitglieder des BVDW sind in den Sektoren Internet- und Multimedia-Dienstleistungen, Softwareentwicklung und - handel, Systemhäuser, Zugangsplattformen, Online-Dienste und Internetangebote (E-Content, E-Commerce, E-Services) tätig. Er vertritt bundesweit insgesamt rund 1.600 Unternehmen* der Digitalen Wirtschaft in allen medien- und ordnungspolitischen Belangen.
Als der maßgebliche Berufsverband entwickelt der BVDW Aus- und Weiterbildungsmodelle (mit Zertifizierung zur Qualitätssicherung), Kalkulationsgrundlagen, Musterverträge und Handlungsempfehlungen für die neuen Tätigkeitsfelder. Seine Kernfunktion liegt neben der politischen Arbeit in seiner Leistung als Know-how-Pool, Austauschplattform und Anbieter von Serviceleistungen für seine Mitglieder.
Der BVDW bietet den wichtigsten Branchensegmenten in eigenständigen Fachgruppen zu den Themen Aus- und Weiterbildung, Agenturen, Dienstleister, E-Commerce, E-Content/E-Services, Online-Vermarktung und Softwareindustrie ein umfassendes Inhalteangebot auf seiner Website (www.bvdw.org). Mit Foren, Mailinglisten, Votings und Downloads steht den Mitgliedern eine effektive Arbeitsplattform zur Verfügung. Die inhaltliche Arbeit wird in mehr als 20 Arbeitskreisen und Projektgruppen vorbereitet.
Als Ansprechpartner für Behörden, Presse und andere Branchenvertretungen ist es dem BVDW gelungen, eine starke Interessenvertretung zu schaffen, um dem Bereich der Interaktiven Medien ein für alle Marktteilnehmer ertragreiches Tätigkeitsfeld zu gewährleisten.
* BVDW-Mitglieder und die vom BVDW politisch vertretenen Unternehmen des Netzwerks der Digitalen Wirtschaft
Pressekontakt:
Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.
Simona Haasz
Kaistr. 14
40221 Düsseldorf
Tel: 0211 60 04 56 26
Fax: 0211 60 04 56 33
presse@bvdw.org
http://www.bvdw.org
- Jede fünfte kommerzielle deutsche Webseite hat ausländische Märkte im Visier [07.12.2004, 13 Uhr]
- Umfrage zum BVDW-Gehaltsspiegel 2005 startet [06.12.2004, 13 Uhr]
- Nur jede vierte kommerzielle Webseite in Deutschland wird extern erstellt [30.11.2004, 13 Uhr]
- Jede dritte kommerzielle Internetseite in Deutschland fungiert als Werbeträger [29.11.2004, 12 Uhr]
- Erste repräsentative Studie zu kommerziellen deutschen Webseiten veröffentlicht [23.11.2004, 13 Uhr]
- Erste repräsentative Studie zu kommerziellen deutschen Webseiten veröffentlicht [23.11.2004, 12 Uhr]
- Staatliche Förderung von Open-Source-Software umstritten [11.11.2004, 15 Uhr]
- BVDW prangert mangelndes Leistungsschutzrecht für Multimedia-Unternehmen an [11.11.2004, 13 Uhr]
- BVDW zertifiziert Suchmaschinen-Marketing-Agenturen [08.11.2004, 12 Uhr]
- BVDW veröffentlicht "Interaktive Trends 2005" [08.10.2004, 12 Uhr]