Der Roboter muss noch überzeugender auftreten

26.07.2010, 11 Uhr - UID GmbH


(press1) - 26. Juli 2010 - Eine Prognose für 2060: Jeder dritte Einwohner ist über 65 Jahre alt. Es herrscht Pflegenotstand. Die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes führen vor Augen, welche großen Herausforderungen die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland mit sich bringt. Doch Unterstützung naht - von Servicerobotern. Gemeinsam mit Forschungspartnern entwickelt und testet die User Interface Design GmbH (UID) im Projekt "WiMi-Care" Roboter zur Pflegeuntersützung. Nun mussten sich "die kleinen Helfer" in einem ersten Praxistest in einem Stuttgarter Altenpflegeheim bewähren.

Nadine Petrova arbeitet seit zwölf Jahren als Pflegekraft im Seniorenheim. Seit kurzer Zeit hat sie einen neuen Arbeitskollegen: Er hat vier Rollen, ein Tablett, einen Arm mit drei Fingern und unterstützt Nadine Petrova tatkräftig beim Leeren von Mülleimern, beim Transportieren von Wäsche sowie beim Versorgen der Senioren mit Getränken. Der rollende Helfer ist ein Serviceroboter. Dieses Szenario ist längst keine Zukunftsmusik mehr, sondern kann in einigen Jahren zum Alltag in der Pflege werden.

Die Serviceroboter sind soweit entwickelt, dass sie sich nun erstmals in der Praxis bewähren mussten. Im Stuttgarter Altenpflegeheim "Parkheim Berg" wurden im Mai 2010 erste Tests durchgeführt. Verantwortlich dafür waren die Projektpartner des Forschungsprojekts "WiMi-Care", das seit 2009 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Die Projektpartner: die Universität Duisburg-Essen, das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA), die MLR System GmbH für Materialfluss- und Logistiksysteme (MLR) und die User Interface Design GmbH (UID).

Im Vorfeld der Tests hat UID eine ausführliche Nutzungskontextanalyse durchgeführt. Zum Einsatz kamen dabei Vor-Ort-Beobachtungen, Fokusgruppen sowie die Modellierung prototypischer Nutzer, so genannter Personas. Die Aktivitäten und Probleme dieser Personas wurden anschließend in Szenarien beschrieben. Die Bedienung der Serviceroboter konnte so auf Basis dieser Informationen gestaltet werden. "Nach fundierter Analyse und Konzeption haben wir das Screendesign entwickelt. Nun gibt es erste Prototypen für eine iPhone-Applikation und das Display der Serviceroboter", erklärt Peter Klein, Leiter des Projekts bei UID.

Die Tests dieser Prototypen fanden mit den Robotern "CASERO" der MLR System GmbH und dem "Care-O-bot 3" des Fraunhofer IPA statt. "Ziel der ersten Testphase war es, die technische Machbarkeit einiger Szenarien zu prüfen und ein erstes Feedback der Benutzer zu bekommen. Dieses Ziel haben wir erreicht", so das Fazit von Birgit Graf vom Fraunhofer IPA.

Im Test bot der "Care-O-bot 3" Bewohnern Wasser an, das er zuvor einem Wasserspender entnommen und in den Aufenthaltsraum gebracht hatte. "Die Bewohner haben durchweg positiv auf den Roboter reagiert und schnell verstanden, dass sie den Becher vom Tablett nehmen sollen", erläutert Birgit Graf. Einziges Manko: Tatsächlich daraus getrunken haben sie nur selten. Eines der Ziele für die nächste Projektphase bestehe somit laut Birgit Graf darin, "den Roboter überzeugender auftreten zu lassen, so dass er nicht nur als Zeitvertreib angesehen, sondern seine Aufforderungen zum Trinken von den Bewohnern auch ernst genommen werden."

Die nächste Testphase ist für Anfang 2011 geplant. Neben der verbesserten Interaktion mit den Benutzern sollen bis dahin die Szenarien weiter ausgearbeitet werden. Um Bewohner zu unterhalten und zu aktivieren, soll beispielsweise ein Szenario entwickelt werden, bei dem Benutzer über einen Touchscreen Gesellschaftsspiele oder Programme zum Gedächtnistraining starten können.

Weitere Informationen zum Forschungsprojekt "WiMi-Care", eine Methodenbeschreibung des Szenario-basierten Designs sowie weitere Projektergebnisse finden Sie unter http://www.wimi-care.de   .
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